2018/08: Reisebericht von Trudi Vetsch

Dipling, das ent­le­gens­te Dorf in der Regi­on Sen­ge La

Alle sechs Dör­fer der Regi­on Sen­ge La im Bil­dungs­pro­jekt mit dabei

Die Regi­on Sen­ge La umfasst sechs Dör­fer. Es leben rund 950 Men­schen in die­sem Bezirk. Im August 2018 sind die zwei Gemein­den Lings­hed und Dipling neu dazu gestos­sen. Ins­ge­samt neh­men im kom­men­den Jahr 146 Frau­en am Unter­richt teil.

Und sie alle haben einen gemein­sa­men Wunsch: die ladak­hi­sche Spra­che, Bho­ti, lesen und schrei­ben zu kön­nen. Geschrie­ben wird Ladak­hisch in tibe­ti­scher Schrift. Die Schrift­spra­che Bho­ti steht dem klas­si­schen Tibe­tisch nahe und unter­schei­det sich damit erheb­lich von der Umgangssprache.

Die Gebets­bü­cher sind in Bho­ti geschrieben.

Yul­chung

Im Win­ter­halb­jahr 2018 haben die Dorf­frau­en im neu­en Hand­werks­raum fleis­sig Socken und Müt­zen gestrickt. Die ver­schie­de­nen Arbeits­schrit­te tei­len sie sich je nach Alter und Fähig­kei­ten auf.

Socken mit typisch ladak­hi­schen Mus­tern gestrickt

Aus eige­ner Initia­ti­ve kauf­ten die Frau­en in Leh Arbeits­ge­rä­te wie zum Bei­spiel Hand­kar­den oder Hand­spin­deln. Das Geld nah­men sie aus dem Erlös der ver­kauf­ten Produkte.

Der Fort­schritt in der eng­li­schen Spra­che ist beein­dru­ckend! Wäh­rend zwei Mona­ten wur­de im Win­ter täg­lich eine Stun­de Eng­lisch und die ladak­hi­sche Spra­che Bho­ti unter­rich­tet. Die Frau­en kön­nen nun in Eng­lisch gän­gi­ge Sät­ze lesen und schrei­ben. Die ladak­hi­sche Spra­che lesen sie fliessend.

In der Som­mer­sai­son 2018 kamen nur weni­ge Trek­king­grup­pen im Dorf vor­bei. Die Ein­nah­men der Hand­werks­kunst sind die­sen Som­mer sehr gering. Der Neu­bau der Stras­se ver­an­lasst die Trek­king­grup­pen ande­re Rou­ten in der Regi­on Sen­ge La zu wäh­len. An der Ver­samm­lung wur­de die­ses Pro­blem the­ma­ti­siert und nach einer Lösung gesucht. Um sich der neu­en Situa­ti­on anzu­pas­sen, erwä­gen die Dorf­frau­en, mit den benach­bar­ten Dör­fern eine Koope­ra­ti­ve zu grün­den. Im meist fre­quen­tier­ten Dorf könn­ten dann die Pro­duk­te ver­kauft werden.

Nya­raks, Ski­um­pa­ta und Gongma

Im Juni 2017 wur­den die drei Dör­fer ins Erwach­se­nen-Bil­dungs­pro­jekt auf­ge­nom­men. 25 Frau­en neh­men am Unter­richt teil. Wäh­rend den Win­ter­mo­na­ten wird die ladak­hi­sche Spra­che ver­mit­telt. In den Som­mer­mo­na­ten beinhal­tet der Lehr­stoff Eng­lisch, Mathe­ma­tik und Bhoti.

Ver­samm­lung in Skiumpata

Wäh­rend der Zusam­men­kunft in den Dör­fern zei­gen die Frau­en stolz ihre Unter­richts­hef­te und füh­ren vor was sie im letz­ten Jahr gelernt haben.

Sie sind inter­es­siert an der Hand­werks­kunst und haben sich ent­schlos­sen auf die nächs­te Sai­son Socken und Müt­zen zu stri­cken. Der Ver­ein stellt Strick­na­deln zur Verfügung.

Lings­hed

Das Berg­dorf ist eine Streu­sied­lung und liegt auf 3‘950 M.ü.M.

Es ist das gröss­te Dorf in der Regi­on Sen­ge La und zählt 490 Ein­woh­ner. Die Sied­lung ist in sie­ben Frak­tio­nen unter­teilt. Das Dorf ist in einem fünf stün­di­gen Fuss­marsch vom Stras­sen­an­schluss in Yul­chung aus erreichbar.

Wäh­rend der Zusam­men­kunft im Dorf hat sich im Gespräch erge­ben, dass die Frau­en in Bho­ti unter­rich­tet wer­den möch­ten. Die 95 Frau­en haben näm­lich ein gros­ses Ziel vor Augen:

Im Jahr 2021 besucht das bud­dhis­ti­sche Ober­haupt, der Dalai Lama, Lings­hed. Ihr gröss­ter Wunsch ist, bis zu die­sem Zeit­punkt Bho­ti in Wort und Schrift zu beherr­schen, um sich wäh­rend der Unter­wei­sung Noti­zen auf­zu­schrei­ben. Ich habe eine Kos­ten­gut­spra­che für je einen Leh­rer pro Frak­ti­on erteilt.

Dipling

Dipling liegt in einem frucht­ba­ren Tal. Durch die Abge­schie­den­heit des Dor­fes leben die 145 Ein­woh­ner weit­ge­hend unab­hän­gig. Als Bau­ern sor­gen sie für ihren Lebens­un­ter­halt selbst. Der nächs­te Ort Lings­hed ist in zehn Stun­den zu Fuss erreichbar.

Mich inter­es­sier­te was Bil­dung und Hand­werks­kunst für die Frau­en bedeu­tet und wel­che Bedürf­nis­se und Wün­sche die Ein­woh­ner haben. An der Ver­samm­lung teil­ten mir die Frau­en mit, dass sie Bho­ti ler­nen möch­ten. EAL finan­ziert einen Lehrer.

Für den eige­nen Gebrauch stri­cken die Frau­en aus Schaf­wol­le die ver­schie­dens­ten Klei­dungs­stü­cke. Mit der rau­en Yak­wol­le weben die Män­ner Tep­pi­che und stel­len Las­so her. Die Hir­ten nut­zen die Seil­sch­lin­ge zum Ein­fan­gen der Tiere.